Ansprache Mittagessen

der Stiftung 20. Juli 1944 im Hotel Maritim, Stauffenbergstraße, Berlin, am 20. Juli 2019 anlässlich des 75. Jahrestages des 20. Juli 1944


- Dr. Axel Smend, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung 20. Juli 1944 -


Frau Merkels sehr enger Terminkalender hat auch unsere angedachten Terminideen vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt.


Diese haben wir als Mitveranstalter sehr gerne angenommen, hat doch die Anwesenheit und die Ansprache unserer Bundeskanzlerin der gemeinsamen Gedenkstunde ein allerhöchstes Maß an Würde verliehen.


Liebe Angehörige,


sehr geehrte Frau Kramp-Karrenbauer,
Bundesministerin der Verteidigung,
sehr herzlich begrüßen wir Sie, auch in Vorfreude auf eine konstruktive und zielführende Zusammenarbeit mit Ihnen und allen Verantwortlichen der Bundeswehr, so wie bislang,
Exzellenzen,
sehr geehrte Vertreter des Bundes und des Landes Berlin,
liebe Freunde der Stiftung,
liebe Jugendliche,
verehrte Gäste,


Unser Dank gilt allen Angehörigen für Ihre Treue; stellvertretend darf ich Sie, verehrte, liebe Frau von Hammerstein, und Sie, verehrte, liebe Frau von Bennigsen-Foerder, in meine Arme nehmen.


Das unsichtbare Band, das unsere Väter und Großväter in gemeinsamer Verantwortung zusammengehalten hat, dieses Band haben sie auch ihren Ehefrauen umgelegt, allein durch ihren Tod oder schon bevor ihre Ehefrauen Witwen wurden.


In dieses Band waren und sind Gedanken ihrer Männer eingeflochten, Gedanken, die sich bis heute als Mutmacher, Trost und Mahnung erweisen, wie z B das, was Hans von Dohnanyi kurz vor seiner Hinrichtung, als er gefragt wurde, was ihn zum Widerstand bewogen hat, gesagt hat: „Es war einfach der zwangsläufige Gang eines anständigen Menschen“, ein Satz, der in seiner Schlichtheit für alle Zeiten und an jedem Ort seine Gültigkeit hat.


Wer hat, liebe Angehörige, dafür gesorgt, dass sich dieses Band nach dem Krieg auch um die nächste Generation gelegt hat? Es waren doch vor allem die Mütter und Großmütter selbst, die ihre lebendige Erinnerung an ihre Männer den Herzen und  Köpfen ihrer Kinder und Enkelkinder angeboten haben und ihnen vermittelten: es lohnt sich zu kämpfen, sich einzusetzen, sich für relevante Themen zu engagieren.


Wir alle, liebe Gäste, liebe Jugendliche, wir  sind gefordert, uns für das Vermächtnis von Claus Stauffenberg, Georg Elser, der Weißen Rose, der Roten Kapelle, den Stillen Helden, dem Kreisauer Kreis und den vielen Unbekannten einzusetzen.


Dazu gehört auch, uns gegen Versuche der Neuen Rechten zu wehren, dieses Vermächtnis für politische Ziele zu instrumentalisieren und uns kritisch – begleitet von Experten – mit Publikationen über Stauffenberg und den Widerstand auseinanderzusetzen.


Wir Angehörige blicken dankbar auf unsere beiden Geistlichen Carsten Bolz und Karl Meyer und ihre Vorgänger. Sie sind und waren es, die am 20. Juli jeden Jahres im Hinrichtungsschuppen von Plötzensee allen Angehörigen seelischen und geistlichen Halt anbieten und ihnen helfen, nicht vor ihrer „Lebenswunde“ zu fliehen. Plötzensee bleibt eine „Lebenswunde“.


In diesen Dank schließen wir gerne die uns so zugewandten  Schwestern im Karmel Regina Martyrum ein. Sie haben vielen Witwen und auch deren Kindern Trost und Beistand gegeben, bis heute.


Wir danken unseren Kooperationspartnern:


Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944
Freya von Moltke-Stiftung
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Konrad-Adenauer-Stiftung


Hervorheben möchte ich hierbei die sehr intensive Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Unsere politischen Bildungsaufgaben in der Stiftung, vor allem für die Jugend, auch die Angehörigenjugend, könnten wir ohne die Gedenkstätte nicht erfüllen.


Sehr verehrte Damen, meine Herren,


im vergangenen Jahr haben uns Angehörige und Freunde für immer verlassen.


Lassen Sie uns gemeinsam an sie denken; wir bitten Sie daher, sich von Ihren Plätzen zu erheben:


Alfred Berthold Schenk Graf von Stauffenberg
Karin von Platen, geb. von Boddien
Friedrich-Carl Graf von Hardenberg
Benita Gräfin von Kielmansegg, geb. Freiin von Thielmann
Friedrich von Moltke
Gebhardt von Moltke
Günther Habermann
Nona von Haeften, geb. Gräfin von Lehndorff
Heidenreich Freiherr von dem Bottlenberg-Landsberg
Holle Elisabeth Freifrau von Wolff Metternich, geb. Erdler
Robert Jan de Roo
Wibke Bruhns
Käthe von Boehmer, geb. Torhorst
Brigitte von Bila, geb. Klepp und heute Morgen in der Nacht vom 19. auf den 20. Juli
Ingrid von Seydlitz


Danke, dass Sie sich von Ihren Plätzen erhoben haben.


Danken möchte ich im Namen aller Angehörigen dem Vorstand unserer Stiftung, für Leidenschaft in der Sache, für kreative Ideen, die unsere Arbeit, gerade mit Jugendlichen, weiter nach vorne bringen, und vor allem für eine von gutem Humor getragene menschlich wertvolle Zusammenarbeit.


Robert von Steinrück
Elisabeth Ruge
Carolin Sadrozinski
Annette von Schlabrendorff
Moritz von Jagow
Hans Speidel


Vielen Dank, meine sehr verehrten Damen, meine Herren, liebe Jugendliche, für Ihr und Euer Zuhören!