Die moralischen Kräfte unseres Volkes

Lothar Späth

Die moralischen Kräfte unseres Volkes

Gedenkrede des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg Dr. Lothar Späth am 20. Juli 1987 in der Gedenkstätte Plötzensee, Berlin

Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat in seiner berühmten Rede zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gesagt: „Dieser 8. Mai ist ein Tag der Erinnerung. Erinnern heißt, eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, dass es zu einem Teil des eigenen Innern wird. Das stellt große Anforderungen an unsere Wahrhaftigkeit.“

Dieses Zitat gilt genauso, wenn wir statt des 8. Mai 1945 den 20. Juli 1944 setzen. Denn warum begehen wir diesen 20. Juli, den Tag des Aufstandes gegen Hitler und sein verbrecherisches Regime seit Jahrzehnten jährlich in der einen oder anderen Form, wenn nicht deshalb, jenes Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, dass es zu einem Teil unseres eigenen Innern wird?

Bei einer anderen Gelegenheit hat Richard von Weizsäcker gesagt, es sei notwendig, sich „sowohl immer wieder daran zu erinnern, was die Geschichte Belastendes mit sich gebracht hat, aber auch daran, welche moralischen Kräfte unser Volk im Widerstand entwickelt hat.“

Unser Volk? Kann das so gesagt werden? Der bedeutende amerikanische Historiker Gordon A. Craig verweist in seiner „Deutschen Geschichte 1866-1945“ darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung im Unterschied zur französischen auf einer nur schmalen Basis ruhte. „Trotz ihrer sozialistischen und gewerkschaftlichen Komponente erfasste sie zu keiner Zeit, wie es in Frankreich der Fall war, die Massen der Arbeiterklasse oder gar den Mittelstand. Sie war in einem sehr realen Sinn eine Bewegung von Offizieren ohne Soldaten.“

Ähnlich vermerkt der Münsteraner Historiker Hans-Ulrich Thamer in seinem vor kurzem erschienenen Buch „Verführung und Gewalt – Deutschland 1933-1945“ – das als die bisher beste und gründlichste Übersicht über diese Zeit gerühmt wird: „Die Bevölkerung reagierte auf die Nachricht vom Attentat mit Bestürzung und Empörung – ein nachträglicher Beleg dafür, wie isoliert der Widerstand gegen Hitler tatsächlich gewesen war.“

Und doch – so meine ich – darf der Bundespräsident von „unserem Volk“ sprechen. Die Widerstandsbewegung – und hier folge ich Wilhelm Henke im „Evangelischen Staatslexikon“ – „hat vor aller Welt sichtbar gemacht, daß es außer dem nationalsozialistischen Regime vom Anfang bis zum Ende ein ‚anderes Deutschland’ gegeben hat. Dieses ‚andere Deutschland’ war nicht auf den Kreis derjenigen beschränkt, die es sichtbar gemacht haben, die Front verlief vielmehr, auch schon im Bewußtsein der Mitglieder der Widerstandsbewegung, zwischen den ‚anständigen Leuten’ und den ‚anderen’ (Goerdeler). Darum bedeutet der Widerstand nicht nur die Rechtfertigung der unmittelbar Beteiligten, sondern darüber hinaus den Beweis, daß nicht das ganze Deutschland und nicht das ganze deutsche Volk mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt werden können.“

Der schon erwähnte Gordon A. Craig spricht in diesem Zusammenhang von vielen Deutschen, „denen die systematische Entwertung aller kulturellen Werte, die seit 1933 um sich gegriffen hatte, Grund zur Beschämung und Sorge war“, und er fügte hinzu „und es ist nicht zu bezweifeln, dass diese Sorge einer der Faktoren war, die zur Entstehung einer Widerstandsbewegung gegen die nationalsozialistische Herrschaft beitrugen.“ Craig geht sogar so weit, zu sagen:

„Dabei war vermutlich jene negative Form des Widerstands, die man später als ‚innere Emigration’ bezeichnet hat, von größerer Bedeutung als die Verschwörung, die zum Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 führte.“

Craig hat sicherlich nicht Unrecht, wenn man daran denkt, dass die Männer und Frauen, die nach dem schreckensvollen Ende des Zweiten Weltkriegs an die Wiederherstellung und den Neuaufbau freiheitlicher, demokratischer und rechtsstaatlicher Verhältnisse in der späteren Bundesrepublik Deutschland gingen, zum großen Teil nicht aus der unmittelbaren Widerstandsbewegung kamen, die zum 20. Juli führte. Das ging schon deshalb nicht, weil die meisten von jenen Verschwörern, die den „Aufstand des Gewissens“ – so das unvergessene Wort des Tübinger Historikers Hans Rothfels, der selbst jüdischer Herkunft war – gewagt und auf sich genommen haben, im direkten Zusammenhang mit dem 20. Juli auf grauenhafte Weise ihr Leben verloren haben.

Peter Hoffmann, der heute in Montreal lehrende, aus schwäbischer Familie stammende Historiker, dessen Werk „Widerstand, Staatsstreich, Attentat“, der wiederholt erwähnte Gordon A. Craig als „das maßgebliche Werk zu allen Aspekten und Gruppen des deutschen Widerstands“ heraushebt, beziffert ihre Zahl auf „wenigstens 180 bis 200“. Das Wort von den Kräften, die unser Volk im Widerstand entwickelt hat, gilt aber noch in einem anderen Sinn. „So wie die Parteiherrschaft auf einer Auswahl der Schlechten beruhte“, es ist Golo Mann, den ich hier zitiere – „so beruhte der Widerstand auf einer echten Elite aus allen Klassen, Traditionskreisen und Landschaften. Der gute Genius der Nation hatte sich in der Verneinung, im Kampf gegen das Ungeheuer, zusammengerafft. Nun, da seine Tat misslungen war, stand er da in rettungsloser Offenheit, ein Opfer der Volksgerichtspräsidenten, der Schinder und Würger. Ein gleiches Schicksal traf die Sozialisten, Gewerkschaftler, demokratischen Politiker, Leber, Leuschner, Haubach, Reichwein, Bolz, Letterhaus, die Verwalter und Juristen, Goerdeler, Planck, Harnack, Dohnanyi, die Theologen und Schriftsteller, Delp, Bonhoeffer, Haushofer; den Adel, die Süddeutschen Stauffenberg, Guttenberg, Redwitz, Drechsel, wie die Nord- und Ostdeutschen Witzleben, Dohna, York, Moltke, Schwerin, Kleist, Lynar, Schulenburg.“

Eberhard Bethge, dem wir das große Werk „Dietrich Bonhoeffer, Theologe – Christ – Zeitgenosse“ verdanken, hat den Versuch unternommen, vor allem im Hinblick auf kirchliche Kreise, fünf verschiedene Stufen des Widerstandes in der nationalsozialistischen Zeit zu unterscheiden und zu beschreiben, was es bedeutete, je in ein neues Stadium oppositioneller Haltung einzutreten: „erst den einfachen passiven Widerstand, dann den offenen ideologischen, bei dem die Kirchen beziehungsweise Männer wie Graf Galen, Niemöller, Wurm, ihre Aufgabe erfüllten – ohne freilich neue politische Zukunft zu konzipieren und anzustreben; zum dritten die Mitwisserschaft an Umsturzvorbereitungen, in die auch Amtsträger der Kirche hineingerieten wie etwa Asmussen, Dibelius, Grüber oder Hanns Lilje; schließlich die Stufe aktiver Vorbereitungen für das Danach, die ihren vornehmsten Vertreter in Moltke hat, wozu aber auch Steltzer, Poelchau oder Hammelsbeck rechnen; und endlich die letzte Stufe der aktiven Konspiration, zu der ein Angehöriger der evangelisch-lutherischen Tradition den schwersten Zugang hatte, weil diese Tradition so etwas nicht vorsah. Auf dieser letzten Stufe gab es keine kirchliche Deckung und keine vorliegende Rechtfertigung dessen, was sich jedem Regelfall entzog.“

Bethge rechnet zu den kirchlichen Amtsträgern, die diesen letzten Schritt auf evangelischer Seite vollzogen haben, „eigentlich nur die Freundespaare Bonhoeffer-Perels und Gerstenmaier-Schönfeld.“ Ich habe mich hier aber nicht wegen dieser Namen auf Bethge eingelassen, sondern weil die von ihm beschriebene Pyramide des fünfstufigen Widerstands, die so eben nicht nur für den kirchlichen Bereich, sondern auch für andere Bereiche gilt, die Hochschulen etwa und manche Unternehmen, eine weitere Berechtigung gibt, mit unserem Bundespräsidenten von den „moralischen Kräften unseres Volkes im Widerstand „ zu sprechen.

Von moralischen Kräften unseres Volkes darf auch deshalb gesprochen werden, weil sich die Widerständler – gerade auch die aktivsten unter ihnen – der moralischen Dimension ihres Handelns völlig bewusst waren. Der frühere Staatssekretär und nachmalige Industriedirektor Erwin Planck, der im Januar 1945 sein Leben lassen musste, Sohn des berühmten Physikers, fasste es in die Worte: „Das Attentat muß versucht werden, allein schon um der moralischen Rehabilitierung Deutschlands willen.“

Generalmajor von Tresckow, einer der leidenschaftlichsten Gegner des NS-Regimes unter den Militärs, der schon lange zur befreienden Tat drängte, hat sich einige Tage vor dem 20. Juli gegenüber Stauffenberg zur gleichen Sicht bekannt: „Das Attentat muß erfolgen. Sollte es nicht gelingen, so muß trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig.“

Und der frühere württembergische Staatspräsident Eugen Bolz antwortete auf die Warnung, dass er sein Leben aufs Spiel setze. „Das weiß ich und wenn ich umkomme, mein Leben ist nichts, wenn es um Deutschland geht. Ich kann eben nicht anders. Ich muß dabei sein.“ Am 23. Januar 1945 ist er, zusammen mit seinem badischen Parteifreund aus dem Zentrum, dem Karlsruher Rechtsanwalt Reinhold Frank, hier in Plötzensee hingerichtet worden.

Und noch einmal Henning von Tresckow. Er sagte in der Nacht vor seinem Tod, den er sich selbst am 21. Juli gab: „wenn einst Gott Abraham verheißen hat, er werde Sodom nicht verderben, wenn auch nur zehn Gerechte darin seien, so hoffe ich, dass Gott auch Deutschland um unseretwillen nicht verderben wird. Niemand von uns kann über seinen Tod Klage führen. Wer in unseren Kreis getreten ist, hat damit das Nessushemd angezogen. Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine Überzeugung sein Leben hinzugeben.“ Fabian von Schlabrendorff, der damals Ordonnanzoffizier bei Tresckow war, und das Dritte Reich glücklicherweise überlebte, hat uns diese Worte vom „Nessushemd“ überliefert, das nach der antiken Mythologie seinem Träger den unweigerlichen Tod brachte.

Der Gedanke von Buße und Sühne für die anderen, um der Mitmenschen willen, jener urchristliche Gedanke, findet sich auch bei vielen anderen Opfern des 20. Juli. So schreibt Goerdeler in einem Abschiedsbrief aus dem Gefängnis: „Die Welt aber bitte ich, unser Märtyrerschicksal, als Buße aufzunehmen für das deutsche Volk.“

Nicht zuletzt spielte der Gedanke von Schuld, Mitschuld und Sühne eine Rolle in den verschiedenen Aufrufen, mit denen sich unter dem Decknamen der „Weißen Rose“ im Februar 1943 Münchener Studenten um die Geschwister Sophie und Hans Scholl an die studentische Jugend wandten. Sie gingen mit anderen – darunter dem Münchner Philosophieprofessor Kurt Huber – den Widerständlern des 20. Juli den Weg aufs Schafott voraus. Golo Mann sagt von ihnen: „Sie fochten gegen das Riesenfeuer mit bloßen Händen, mit ihrem Glauben, mit ihrem armseligen Vervielfältigungsapparat, gegen die Allgewalt des Staates. Gut konnte das nicht ausgehen, und ihre Zeit war zu kurz. Hätte es aber im deutschen Widerstand nur sie gegeben, die Geschwister Scholl und ihre Freunde, so hätten sie alleine genügt, um etwas von der Ehre des Menschen zu retten, welcher die deutsche Sprache spricht.“ Übrigens war es kein geringerer als Winston Churchill, der als einer der Ersten jenes leuchtende Wegzeichen erkannte, das der deutsche Widerstand gesetzt hatte. Schon 1946 erklärte er vor dem Unterhaus, dass in Deutschland eine Opposition lebte, „die durch ihre Opfer und eine entnervende internationale Politik immer schwächer wurde, aber zu dem Edelsten und größten gehört, was in der politischen Geschichte aller Völker hervorgebracht wurde. Diese Männer kämpften ohne Hilfe von innen und außen – einzig getrieben von der Unruhe ihres Gewissens. Solange sie lebten, waren sie für uns unsichtbar, weil sie sich tarnen mussten. Aber an den Toten ist der Widerstand sichtbar geworden. Diese Toten vermögen nicht alles zu rechtfertigen, was in Deutschland geschah. Aber ihre Taten und Opfer sind das Fundament des neuen Aufbaus.“

Ihre Taten und Opfer! Aber – so ist zu fragen – auch ihre Vorstellungen, Pläne und Ausarbeitungen für die Zeit nach einem gelungenen Umsturz? Gordon Craig sagt dazu: „Es fällt allerdings schwer, der Beurteilung Ralf Dahrendorfs zu widersprechen, für den die Widerstandsbewegung zwar ‚ein Ruhmesblatt deutscher Geschichte’, aber kaum ein Schritt auf dem Wege Deutschlands zu Freiheit und Demokratie war.“ Indessen ist gegenüber solchen und ähnlichen Stimmen auf Karl Dietrich Bracher zu verweisen, der vor einer „alles wissenden, unhistorisch urteilenden Post-festum-Literatur“ warnt, „die den Zeitgenossen schon das spätere Wissen der Nicht-Betroffenen abverlangt.“

Sicherlich: Die Vorstellungen und Pläne der verschiedenen Widerstandsgruppen gingen nicht immer überein, und eine parlamentarische Demokratie, wie sie im Grundgesetz von 1949 geschaffen wurde, sah keine von ihnen vor. Aber abgesehen davon, dass die politische Praxis nach einem gelungenen Umsturz aller Wahrscheinlichkeit nach stark von sozialdemokratischen und Zentrumspolitikern bestimmt worden wäre, die über eigene politische Erfahrungen verfügten, von denen aber kaum schriftliche Ausarbeitungen überliefert sind – abgesehen also davon gab es doch den von den Kreisauern auf sozialdemokratische Anregungen hin entwickelten Gedanken an eine „demokratische Volksbewegung“. Sie sollte eine Sammlung aller „überlebenden und lebensfähigen sozialen und demokratischen Kräfte“ sein, eine Bewegung jenseits der überkommenen Parteibindungen. Der schon erwähnte Hans-Ulrich Thamer schreibt dazu: „Das war als zeitgemäße Antwort auf die faschistische Massenbewegung gedacht. Auch wenn das Konzept der ‚überparteilichen Volksbewegung’ nicht mehr ausreifen konnte und möglicherweise ‚ahistorische’, ‚utopische’ Züge trug, es zeigt die Lernfähigkeit der national-konservativen Widerstandsbewegung und weist in die Zukunft einer nachfaschistischen Ordnung. Es atmete den visionären Geist eines grundlegenden Neuanfangs, ohne den der Widerstand gegen ein alles aufsaugendes und alles zerstörendes Regime nicht möglich, ohne den eine Rechtfertigung für den Umsturz und die Wiederherstellung des Rechtsstaates und der Menschenwürde nicht zu finden war. Gerade das war das Ziel des Widerstandes und trotz aller Differenzen der Verfassungspläne des 20. Juli zu den tatsächlichen Verfassungsentwürfen der Nachkriegszeit der entscheidende Schritt zur Begründung des demokratischen Systems.“

Hinzu kommt eine Erwägung, die ich wiederum bei Peter Hoffmann finde, wenn er davon spricht, dass bei weitem nicht alle im Widerstand eine parlamentarische oder präsidiale Demokratie nach westlichen Mustern eingeführt sehen wollten. Doch dann stellt Hoffmann die Frage: „Doch wie sollten selbst die, die es wollten, ihre Einführung planen? Sollten sofort freie Wahlen gehalten werden? Die Wiederkehr von ‚Weimar’, die doch alle vermeiden wollten, wäre noch das günstigste zu erwartende Ergebnis gewesen, viel wahrscheinlicher, sehr wahrscheinlich wäre eine große nationalsozialistische Mehrheit gewählt worden. Sollte das ausgeschlossen werden, so war für den Anfang zumindest ein autoritäres Regime irgendeiner Art unumgänglich.

Es gab doch keine Autorität, kein Verfassungsgericht, bei dem das Verbot einer anti-demokratischen Organisation hätte erwirkt werden können, keine dafür anwendbare Verfassung, keinen gerichtlichen Apparat, der entsprechende Entscheidungen hätte ausführen können, und es gab in sofortiger politischer Freizügigkeit nach Hitlers Sturz keine Möglichkeit, solche Strukturen aufzubauen. Übergangsautorität war also nötig, sei es die der Besatzungsmächte, sei es, wie man hoffte, die der Koalition des Widerstandes“.

Über manches noch wäre zu sprechen, beispielsweise darüber, dass ein gelungener Umsturz möglicherweise Millionen Menschen – insbesondere auch Juden – das Leben retten und jene Zerstörungen ohne Beispiel hätte verhindern können, die nun bevorstanden. Doch eines noch, was mir am Herzen liegt: In den letzten Jahren ist, besonders in jüngeren Jahrgängen, aber nicht nur bei diesen, viel allgemeiner und richtungsloser Widerstandswille aufgebrochen, der sich praktisch gegen alles und jedes wenden kann und bis zum blanken Terrorismus reicht. Dabei ist viel „nachgeholter Widerstand“ im Spiel, spielen Ersatzhandlungen für den nicht geleisteten Widerstand eine Rolle, welcher den Vätern und Großvätern vorgeworfen wird. Diese neuen Widerständler der leichten Hand und des leichten Worts könnten, wenn sie historisch dächten, an den echten Widerständlern der „Weißen Rose“ und des 20. Juli erkennen und ermessen, unter welchen Bedingungen, mit welchen Gewissensnöten und Rechtfertigungszwängen, vor allem aber: mit welcher Risikohinnahme und Opferbereitschaft der echte, der legitime, der sittlich verantwortete Widerstand zu erfolgen hatte und erfolgt ist.

Ich habe mit einem Wort unseres Bundespräsidenten Richard von Weizsäckers aus seiner Rede zum 8. Mai begonnen. Ich möchte mit einem weiteren Wort aus der nämlichen Rede schließen, das sich wiederum ebenso auf den 20. Juli anwenden lässt: „Bei uns ist eine neue Generation in die politische Verantwortung hereingewachsen. Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“







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