Der Widerstand steht für ein anderes, für ein besseres Deutschland.

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Klaus Wowereit

Der Widerstand steht für ein anderes, für ein besseres Deutschland.

Ansprache des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Klaus Wowereit am 20. Juli 2002 im Ehrenhof der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin

Sehr geehrter Herr Bundesminister,

sehr geehrter Herr Vizepräsident des Deutschen Bundestages,

verehrter Lord Dahrendorf,

verehrte Angehörige,

meine sehr verehrten Damen und Herren,

wir sind zusammen gekommen, um mutiger Frauen und Männer zu gedenken, die ihr Leben für den Widerstand gegen das Unrecht des Nationalsozialismus eingesetzt haben.

Es war Widerstand gegen die Ermordung der Juden, der Sinti und Roma, Widerstand gegen die Verfolgung von Minderheiten, Widerstand gegen die Abschaffung der Bürgerrechte und Widerstand gegen eine auf Gewalt beruhende Willkürherrschaft.

Der Widerstand hatte viele Gesichter. Und doch gibt es zwischen all den aufrechten Frauen und Männern eine große Gemeinsamkeit: Sie bestand in dem ausgeprägten Bewusstsein für die persönliche Verantwortung gegenüber dem Vaterland.

Die Frauen und Männer des Widerstandes haben ihre Handlungsspielräume genutzt. Sie haben auf ihr Gewissen gehört, statt Befehlen zu gehorchen. Sie sind, um Dietrich Bonhoeffer zu zitieren, „dem Rad in die Speichen gefallen“.

Der Gang in den Widerstand war mit großen persönlichen Einschränkungen und Entbehrungen verbunden. Peter Graf Yorck von Wartenburg hat das Gefühl der gesellschaftlichen Isolierung am 8. August 1944 in seinem Abschiedsbrief an die Mutter formuliert, in dem er schrieb: „Vielleicht kommt doch einmal die Zeit, wo man eine andere Würdigung für unsere Haltung findet, wo man nicht als Lump, sondern als Mahnender und Patriot gewertet wird.“

Diese Würdigung einer aufrechten Haltung von Mahnenden und Patrioten ist der Sinn unseres Gedenkens.

Das Attentat auf Hitler ist misslungen, aber es war nicht vergeblich. Denn der Widerstand steht für ein anderes, für ein besseres Deutschland. Er bietet bis heute moralische Orientierung. Und er ist der Anknüpfungspunkt für einen Staat, für den die Würde des Menschen unantastbar ist.

Der 20. Juli 1944 ist zum Symbol für den gesamten Widerstand geworden.

Wir verneigen uns vor den Frauen und Männern des Widerstandes. Sie riskierten ihr Leben, um anderen ein Leben in Würde zu ermöglichen.

Das werden wir nicht vergessen.





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